DIE DRITTE KAMMER - INTANGIBLE ASSETS (Sindelfingen 2000)


Mittelpark jetzt! (6)

Welche Rolle konnten wir als Künstler in diesem Zusammenspiel von ganz unterschiedlichen Kompetenzen und Interessen übernehmen? Kunstintern gibt es keinen Pluralismus, nur Positionen einzelner Künstler, die meist unverbunden, ja fast autokratisch nebeneinander stehen. Kunst kann ein Transportmittel sein, um gesellschaftspolitische Chancen anzubieten oder Kritik zu formulieren. Was aber können künstlerische Konzepte mit Stadentwicklung zu tun haben? Mit Vorliebe reagieren Künstler auf Erscheinungen an städtischen Bruchstellen und stellen dann assoziative Zusammenhänge her. Sie handeln von innen nach aussen - reagieren gewissermaßen aus relativ großer Distanz auf reale Prozesse und Zusammenhänge. In dem Maße jedoch, in dem wir uns in den Moderationsprozess mit Beteiligten aus Stadt und Werk involviert fanden, war an eine solche Distanz nicht mehr zu denken. Gefragt war vielmehr, von dem Bewußtsein des Mangels auf eines der Fülle umzuschalten. Hätten wir als Künstler - unter den gleichen Bedingungen eines nicht-ausgesprochenen Bauauftrages - allein diesen Unort "Schnittstelle" bearbeitet, wäre dabei eine wesentlich abwegigere, maßstäblich unrealisierbare Lösung herausgekommen. Denn da der Vorteil der Kunst manchmal darin liegt, ihre Erfindungen nicht an den Prinzipien der Machbarkeit messen lassen zu müssen, kann sie Fiktion, Realitätssinn, aber auch Kritik einbringen, kann Modellhaftes, aber auch das Moment des Scheiterns einbeziehen.