DIE DRITTE KAMMER – DIE VOLLENDETE SPECULATION FUEHRT ZUR NATUR ZURUECK (1)
Vorbild – Bild – Nachbild – Einige bildtheoretische Überlegungen

Das Bild ist ein Modell

Die Erzeugung und Überprüfung der Wirksamkeit von Bildern, die im Gegensatz zu der die Bilder grundierenden Wirklichkeit stehen können, ist eines der Anliegen "Der Dritten Kammer". Utopische Erfindungen, deren Realitätsgehalt von Vorgriffen auf die Zukunft, aber auch Rückgriffen auf die Vergangenheit stark gedehnt wird, sind geprägt von dieser Differenz zwischen Wirklichkeit und Wirksamkeit. Eine Utopie will zunächst nicht wirklich werden, sondern eher wirksam sein. Dieser Widerspruch beschreibt einen ihrer elementaren Wesenszüge. Der Überzeugung von der Wirkkraft der Bilder liegt der Gedanke zugrunde, daß das Bild ein Modell sein kann. Es geht uns nicht nur darum, Darstellung um ihrer selbst willen zu praktizieren, sondern die Konstruktion dessen darzustellen, was möglicherweise real werden könnte. Ein Modell ist die Voraussetzung für die Planbarkeit der Dinge, um dann diese vorweggenommene Zukunft zu verwirklichen. Es ist ein Schritt auf dem Weg zu einer veränderten Wirklichkeit. Auf diesem Weg erfüllt das Bild in seiner Modellhaftigkeit also einen Zweck und zugleich den Selbstzweck seiner autonomen Existenz. So erweitern sich die Bildfunktionen von ihrer rein autonomen Bedeutung zu einer angewandten, die vielfältig interpretierbar wird. Durch kontextuelle Bezüge und eine erweiterte Form der Diskursivität wird das autonome Bild transitorisch und somit in eine historisch neue Kategorie des Bildnerischen überführt.